Der Amoklauf von Winnenden

Amokläufe werden vom FBI von anderen Mehrfachmorden anhand bestimmter Merkmale, vor allem durch eine zeitlich unmittelbare Folge von im Zusammenhang stehenden Morden und eine räumliche Trennung von mehreren Tatorten, an denen die einzelnen Morde stattfinden bzw. stattgefunden haben. Ein gutes Beispiel für einen typischen Amoklauf war der Vorfall in Winnenden im Jahr 2009.

Am 11.03.2009 gegen 9:30 Uhr ging der Täter, Tim Kretschmer in die Albertville-Realschule in Winnenden, die er 2008 verließ. Dort betrat er zwei Klassenzimmer und ein Chemielabor und schoss dort mit einer Beretta 92 Pistole auf anwesende Personen. Dabei tötete der Täter sechs Schülerinnen, einen Schüler und eine Lehrerin. Zwei weitere Schülerinnen wurden so schwer verletzt, dass sie später ihren Verletzungen erlagen. Darüber hinaus verletzte der Täter eine weitere Lehrerin und neun Schülerinnen. Bereits 3 Minuten nach Beginn des Amoklaufs, um 9:33 Uhr erhielt die Polizei einen Notruf und traf um 9:36 Uhr am Ort des Geschehens ein. Der Täter schoss auf die Beamten und floh aus der Schule, wobei er hierbei noch zwei Lehrerinnen auf den Schulkorridoren tötete. Nach verlassen des Gebäudes setzte er seine Flucht zu Fuß in Richtung des Zentrums für Psychologie fort. Dieses ist etwa 600 m weit entfernt. Auf dem Gelände des Zentrums erschoss der Täter im Außenbereich einen Mitarbeiter.

Im weiteren Verlauf des Amoklaufs floh der Täter weiter in Richtung des Stadtzentrums. Dort überraschte er einen Autofahrer, den er als Geisel nahm und diesen zwang ihm zu einer weiteren Flucht mit dessen Auto zu verhelfen. Die Flucht erfolgte dabei über eine rund 100 km lange Strecke mit einem Umweg über Tübingen bis nach Wendlingen. Dort konnte der Fahrer in der Nähe einer Polizeikontrolle durch ein Fahrmanöver den Amokläufer ablenken und aus dem Fahrzeug fliehen.

Der Amokläufer floh ebenfalls und begab sich zum Industriegebiet Wert. Dort erreichte er gegen 12:15 Uhr ein Autohaus in dem er zunächst die Aushändigung von Schlüsseln für ein neues Fluchtfahrzeug forderte. Nachdem ihm dies verweigert wurde, erschoss er einen Kunden und einen Mitarbeiter des Autohauses. Anschließend verließ der Täter das Autohaus und schoss zunächst wahllos auf fahrende Autos und im weiteren Verlauf auf die eintreffenden Polizeibeamten. Bei dem resultierenden Schusswechsel wurde der Täter an beiden Beinen angeschossen, woraufhin er wieder in das Autohaus ging und von dort weiter auf die Polizisten schoss. Im späteren Verlauf floh der Täter auf ein angrenzendes Firmengelände von wo aus er auf ein Polizeifahrzeug in zivil schoss und die beiden Beamten verletzte.

Um etwa 13:00 Uhr beging der Täter Selbstmord durch einen Kopfschuss. Insgesamt tötete Tim Kretschmer acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen, einen männlichen Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie in Winnenden, sowie einen Kunden und einen Mitarbeiter in einem Autohaus in Wendlingen und schließlich sich selbst. Die Gesamtzahl von 16 Toten über einen Zeitraum von dreieinhalb Stunden an drei Tatorten. Zwar lässt die Mehrheit an weiblichen Opfern eine gewisse bewusste Wahl der Opfer erkennen, was einem typischen Amoklauf wiederspricht, jedoch passt die Tat insgesamt sehr gut in das Schema.